Ein Shar Pei aus dem Tierschutz zieht ein

ein paar Tipps für die ersten Wochen – von Heidi Rieger, Montag, 19. Oktober 2015

Wenn der Hund ankommt

Wenn nun Euer neuer Gefährte in Deutschland ankommt, dann ist es ganz ganz wichtig, dass er gut gesichert wird, damit er nicht gleich am Flughafen oder beim Aufmachen der Heckklappe wegläuft. Das ist eine der häufigsten Dinge, die passieren.

Also wenn Ihr den Hund in einer Box transportiert, sichert ihn trotzdem mit der Leine, damit ihr ihn sofort im Griff habt, wenn die Box aufgeht. Dasselbe gilt auch für den Kofferraum oder die Rücksitzbank. Immer irgendwo festmachen, damit der Hund, auch wenn er in Panik raus springt, noch an der Leine gesichert ist.

Der erste Gang durch Eure Wohnung bzw. Euer Haus sollte an der Leine passieren. Gebt dem neuen Familienmitglied gleich die Sicherheit, dass ihr da seid, wenn er die Wohnung erkundet. Zeigt ihm alles und bleibt sehr ruhig dabei.

Auch Familienmitglieder oder Freunde sollten nicht gleich alle über den Neuankömmling „herfallen“ und ihn bedrängen. Ein Hund aus dem Tierschutz hat meist eine Vergangenheit, und man darf nicht meinen, dass er nun gerettet und darüber sehr dankbar ist. Nein, er hat erst mal Angst vor der neuen Situation und daher sollte er nicht sofort mit aller „Liebe“ überschüttet und verschreckt werden.

Auch wenn der Hund erst mal sehr zutraulich erscheint und Euch überall hin folgt oder auch im Garten auf Zurufen herkommt, bitte Leute, lasst die Hunde eine lange Zeit an der Leine. Ihr kennt dieses Tier noch nicht, Ihr wisst nicht, was Panikauslöser bei ihm/ihr sind. Ein Geräusch oder eine Begebenheit, die Euch gar nicht schlimm vorkommt, kann den Hund in die Flucht schlagen. Deshalb nochmal unsere Bitte, lasst die Hunde an der Leine, bis ihr absolut sicher seid, dass Freilauf möglich ist.

Futter

Bitte gebt dem Hund gutes Futter, aber stellt es ihm nicht den ganzen Tag zur Verfügung. Alles, was nicht innerhalb von 5 Minuten gegessen ist, sollte weg. Der Hund muss lernen, dass Ihr der Futtergeber seid und er nicht ununterbrochen Zugriff auf Futter hat.

Futter ist Euer Hilfsmittel zur Erziehung, es macht Euch zum Rudelführer. Der, welcher Futter beschafft, ist der Chef. 🙂

Die ersten Tage mit dem neuen Gefährten

Grundsätzlich beginnt die Erziehung eines Hundes immer schon am 1. Tag des Ankommens. Ein Hund braucht keine Eingewöhnungszeit, er braucht sofort klare Regeln.

D.h., wenn Ihr nicht wollt, dass er auf dem Sofa oder auf dem Bett schläft, sollte man es nicht zulassen, nur weil er neu ist und sich eingewöhnen soll. Wenn ihr das nicht wollt müsst ihr es ihm vom 1. Tag an zeigen.

Wenn Euer Freund noch nicht stubenrein ist, dann liegt es eventuell daran, dass er keine Wohnung kennt. Er kann nicht unterscheiden zwischen Pipi draußen oder Pipi drinnen machen. Geht oft mit ihm raus. Wenn es ein Welpe ist, dann sofort nach dem Aufstehen, sofort nach dem Fressen – raus mit ihm. Wenn er dann (draußen) sein Geschäft macht, lobt ihn dafür. Wenn er mal drinnen pieselt oder kackt, schimpft nicht, es hat sowieso keinen Wert. Putzt es einfach weg und damit ist gut. Bitte NIEMALS die Nase des Hundes in seine Exkremente „tauchen“ NIEMALS ….. das ist eine seit Jahren überholte „Erziehungsmaßnahme“, die leider noch weit verbreitet ist.

Ein Hund riecht 1000-mal so gut wie wir, wir tauchen doch unsere Babys auch nicht in die Windel. Bitte, Stubenreinheit kann erlernt werden, man braucht einfach Geduld. Es kann auch sein, dass der Neuankömmling sein neues Zuhause markiert, dann müsst ihr einschreiten, nehmt in an die Leine und verhindert es, indem ihr ihn blockiert, wenn er das Beinchen heben möchte.

Die ersten Tage wird (fast) jeder Neuankömmling sehr zurückhaltend und „lieb“ sein. Lasst Euch nicht täuschen, jeder Hund verhält sich so, weil er nicht weiß, was auf ihn zukommt. Er checkt sozusagen die Lage und glaubt mir, er checkt sie mit den Augen eines Egoisten. Er scannt Euch ab, Euer Handeln, Eure Reaktionen. Er weiß sehr schnell, mit wem er was machen darf, wen er in der Familie um die Pfote wickeln kann und wen nicht.

Seid bitte konsequent im Umgang mit dem Hund. Zeigt ihm seine Grenzen.

Nach einer Woche – oder zwei Wochen wird sich das Wesen Eures Hundes verändern, da wendet er sein erstandenes Wissen an. Er wird eventuell unangenehm und fordernd, er testet seine Grenzen aus. Seid sicher, hier entscheidet sich der nächste Weg, lässt man alles zu, wird ein jetzt noch geduldetes Verhalten zum Problem.

Bei Kindern in der Familie

Bitte auch Kinder müssen Regeln beachten. Der Hund braucht einen Platz, wo er sich zurückziehen kann. Wo er Ruhe findet und wo ihn die Kinder in Ruhe lassen MÜSSEN. Es ist die Zone, in der jeder von der Familie sich zurücknehmen sollte. Einen Platz, der nicht zentral in der Wohnung ist.

Ein aufgeregter Hund ist nicht unterfordert, wenn er nicht spielen darf, wenn man nicht den ganzen Tag den Ball wirft, er ist überfordert mit dem stundenlangen Spielen.

Allgemeines

Bitte lasst die Hunde nicht sofort ohne Leine laufen. Ihr wisst nicht, was Auslöser für eventuelle Ängste sind, wenn ihr Euer Tier nicht kennt. Es könnte ein Knall sein, der den Hund derart verschreckt, dass er flieht. Beobachtet die Reaktionen eures Tieres, lernt sein Verhalten zu lesen.

Wenn möglich, geht in eine Hundeschule, wenn ihr merkt, dass auch nur eine Kleinigkeit aus dem Ruder läuft.

Glaubt mir, es dauert einfach seine Zeit, bis so ein Hund wirklich angekommen ist.

Ihr habt Euch entschieden einen Tierschutzhund zu holen, dann gebt ihm auch die Chance auf ein gutes Leben, ein Leben mit klaren Grenzen. Hunde geben gerne Verantwortung ab, sie brauchen Führung.